Jörg Boner – JUPPA 2015

Die Stühle der Schweizer Gestalter Max Bill, Bruno Rey, Edlef Bandixen und Hans Eichenberger aus den 1950er bis 1970er Jahren, die sich durch eine klare Haltung zu Material- und Produktökonomie und einen gleichzeitig hohen Anspruch an Schönheit auszeichnen, waren für Jörg Boner sowohl Motivation wie auch Inspiration für den neuen Holzstuhl JUPPA für Atelier Pfister.

Im Zentrum des Interesses stand ebenso die Frage, wie man diese Epoche formal in die heutige Zeit übersetzt und Erkenntnisse von damals weiterentwickelt.

Das Resultat dieser Inspiration ist ein formal zurückhaltender Stuhl, der sich nicht in den Vordergrund drängt, aber dennoch genügend Charakter zeigt. Man muss ihn mögen und man soll ihn wollen. Er soll sich mit vielen unterschiedlichen Wohnstilen vereinbaren lassen. Natürlich muss der Stuhl bequem sein. Aber genauso wichtig ist die Aussensicht. JUPPA soll die sitzende Person in Schönheit präsentieren.

Die konstruktive Idee ist pragmatisch. Vier gerade, profilierte Beine tragen eine leichte, dünne Sitzfläche und Rückenlehne. Die vier Beine werden in eine Zarge geführt, die Teil der dünnen Sitzfläche ist. Das konstruktive Element, das alles trägt, liegt unter den beiden seitlichen, weichen Rundungen der Sitzfläche. Die Rückenlehne klemmt zwischen Hinterbeinen und Sitz. Diese Konstruktion ist unkonventionell, darf als eigentliche Erfindung bezeichnet werden und hat sich aus formalen und ökonomischen Gründen angeboten. So kann die dünne Rückenlehne als kleinformatiges Teil gefertigt werden. Andererseits braucht es nur eine leichte Verlängerung der Hinterbeine, um die Konstruktion zu stabilisieren. Der Stuhl scheint ausschliesslich aus dünnen Linien und Kanten zu bestehen. Die sitzende Person bleibt im Vordergrund.

Das Briefing sah einen Holzstuhl vor. Im Bereich, in dem Komfort eine Rolle spielt, haben wir Schichtholz eingesetzt. Der Sitz und die Rückenlehne sind in Schichtholz gefertigt. Damit nutzen wir den grössten Vorteil von Schichtholz, die nicht ermüdende Flexibilität des Materials. Diesen Faktor spielt der Stuhl vor allem im Bereich der Rückenlehne aus. Sie ist weich und flexibel und neigt sich bei leichtem Körperdruck angenehm nach hinten. Die Beine sind in massivem Holz gefertigt. Da sie profiliert sind, bietet sich vor allem Massivholz an. Die Rundungen der Beine, an den vorderen Beinen auf der Innenseite und bei den hinteren Beinen auf der Aussenseite, sind ausschliesslich in massivem Holz, hochwertig und schön.

Die grösste Herausforderung bei dieser Stuhlentwicklung waren die ökonomischen Bedingungen. Es ging darum, den angepeilten Verkaufspreis mit den gestalterischen Anforderungen so optimal wie möglich zu verbinden. Die Frage war also: Wie schaffen wir es, einen schönen, intelligenten und optimal konstruierten Stuhl zu entwickeln, der sich im Laden durch einen sensationellen Verkaufspreis auszeichnet? Eigentlich die Königsdisziplin des Designs! Es geht um die Demokratisierung von gut gestalteten Objekten, die möglichst vielen Leuten zur Verfügung stehen sollten. Aus diesem Grund war dieses Projekt für Jörg Boner nicht nur herausfordernd, sondern auch wichtig.

JUPPA soll zu Hause genauso wie in öffentlichen und halböffentlichen Räumen Platz finden – zu Hause am Esstisch, aber ebenso am kleinen Arbeitstisch, an dem die privaten Zahlungsüberweisungen gemacht werden, am kleinen Küchentisch in der engen Mietwohnung, im Restaurant, in der Beiz, im Hotel, im Stadtratssaal, im Büro, im Atelier, aber auch beim Garagisten, beim Zahnarzt oder ganz einfach überall da, wo Menschen sind, die leben, arbeiten oder Feste feiern.

Masse und Preise:
Holzstuhl JUPPA
Buche massiv/Schichtholz (Europa)
B 45 T 51 H 80
hell matt lackiert CHF 249.-,
schwarz matt lackiert CHF 249.-

VITA

Seit 2001 entwirft Jörg Boner (* 1968) in seinem Designstudio in Zürich Gebrauchsgegenstände, Leuchten und Möbel. Immer wieder stellen seine Entwicklungen althergebrachte Produktionsweisen in Frage. Die Innovation in der Herstellung und die Funktion in der Benutzung stehen genauso im Zentrum seiner Arbeit, wie die Schönheit und die Anmut der Dinge. Jörg Boner gehört zu den wichtigsten Schweizer Designern der Gegenwart und ist Träger des Schweizerischen Grand Prix Design (2011). Bereits in der Kollektion von Atelier Pfister sind die Leuchtenfamilie LAVIN und das Bett FTAN. 

Schreiben Sie einen Kommentar